Grün ist trendig, und
doch leben wir Schweizer ressourcenmässig 300% über unsere Verhältnisse. Wir
brauchen drei Mal mehr Rohstoffe als nachwächst und pusten drei Mal mehr CO2 in
die Luft als die Natur absorbieren kann. Die Produkte die wir kaufen sind so
gestaltet, dass sie aliexpressmässig über die halbe Welt gekarrt werden müssen,
nach einer kurzen Betriebszeit ausfallen und es sich nicht «lohnt» diese zu
reparieren. Die Produktflut macht uns auch noch krank, sie überreizt, sie
stresst, sie burn-outed und überfordert unsere Sinne.
Wir sind unfähig unsere
Begehrlichkeiten fallen zu lassen und unsere Freiheiten einzuschränken. Der materielle
Überfluss verführt uns täglich zu weiterem Konsum. Mit dem Verzicht auf Plastiksäckli
und Trinkröhrli bedienen wir nur unser schlechtes Gewissen, währenddem die
Gletscher schmelzen, der Urwald gerodet wird und Australien abbrennt. Wir
wissen alle wo das hinführen wird und mit jedem weiteren Klimaschadensbericht
zwingen wir uns Gutes zu tun, indem wir mehr Grün und Grünliberal wählen.
Der kometenhafte
Aufstieg der grünen Parteien ist vor allem der jungen Generation der Erstwähler
zu verdanken, es ist Ausdruck ihrer Hoffnung auf eine lebenswertere und
bezahlbare Zukunft. Wir müssen uns ein für alle Mal bewusst werden, dass der
Klimaschutz etwas kostet, jedoch das Nichtstun unbezahlbar sein wird.
Der mit Abstand
grösste Ressourcenverschwender auf unserem blauen Planeten ist der Mensch. Je
mehr davon, desto schlechter für uns alle. Weder die Ein-Kind-Politik noch eine
Abschottung gegen aussen sind zielführend. Der Königsweg ist die Bildung, denn
die Bevölkerung in Ländern mit einer guten Ausbildung stabilisieren sich
automatisch. Und die aktuellen UN Prognosen zeigen, dass bis 2050 die
Bevölkerung in Europa sinkt und in Afrika förmlich explodiert. Wo, glauben sie,
werden die Menschen hingehen, wenn wegen des veränderten Klimas die Meeresspiegel
steigen, sich die Wüstenzonen unaufhörlich ausdehnen und die Trinkwasserquellen
versiegen? Wenn nur ein geringer Teil der prognostizierten zwei Milliarden Einwohner
im Jahr 2050 fliehen muss, wird auch Europa förmlich überrannt werden. Es muss
in unserem Interesse sein, diese Bevölkerungsgruppe in dem Masse zu unterstützen
damit sie selbständig ihre von uns mitverursachten Herausforderungen lösen
können.
Unsere Politiker haben
ein gigantisches Problem zu lösen, das überhaupt nur länderübergreifend gelöst
werden kann. Aus dem Grünrutsch der Regierungsparteien werden kaum einschneidende
Massnahmen erfolgen können, da sie trotz bedeutendem Wahlerfolg in Regierung
und Parlament weiterhin eine Minderheit bilden. Die Politiker verkaufen eine
Mogelpackung die unmögliches verspricht: Wohlstandserhalt bei gleichzeitigem
Klimaschutz. Immerhin haben die meisten Parteien nun den Klimaschutz
traktandiert oder höher priorisiert. Doch die Politik ist komplett
handlungsunfähig, da die Mehrheit der Wohlstandsgesellschaft ökonomisch und
ökologisch über ihre Verhältnisse lebt. Diese Menschen müssten somit jemanden
wählen, der sie zu etwas zwingt, was sie freiwillig nicht zu tun bereit sind. Die
Konsumenten stecken in der Wohlstandsfalle: Hätten Sie freiwillig für Ihren
Auto-Katalysator Fr. 2000.- bezahlt? Oder beziehen Sie jetzt Biogas statt
Erdgas für ihre Gasheizung, was zu einer Verdoppelung der Heizkosten führt?
Die «fetten» Jahre
sind bald vorbei und das nachhaltige Leben wird nicht mehr so bequem sein wie
unsere heutige Konsumwelt mit Billigflügen, gut geheizten Wohnungen, Essen und
Fleisch im Überfluss. Es wird weh tun, gewisse Dinge aufzugeben! Aber der
Mensch ist anpassungsfähig, kreativ und letztlich wird uns das einfachere Leben
glücklicher und gesünder machen.
Somit liegt es in den
Händen der Wählerinnen und Wähler: Mit unserem einzigartigen politischen System
können wir zwischen den Wahlen Abstimmungen initiieren, die es uns erlaubt den
Klimaschutz aktiver und konsequenter durchzusetzen. Denn die Politik eilt dem
gesellschaftlichen Wandel niemals voraus, sondern immer nur in sicherem Abstand
hinterher. In diesem Sinn: Bleiben Sie klimaengagiert, auch wenn es im Portemonnaie
weh tun wird, unsere Kinder werden es uns verdanken.
Angelo Minutella
GLP Gemeinderat
Wädenswil